Herausgegeben von Christa Baumberger, Sonja Kolberg und Arno Renken
Peter Lang Verlag, Bern 2004
In einem Kontext voller kultureller, sprachlicher und ideologischer Spannungen bildet die Darstellung von Verschiedenheit in literarischen Texten eine Strategie, mit der sich Literatur positionieren kann. Die so entstehenden Werke sind polyphon: In ihnen überlagern sich unterschiedliche Sichtweisen, verschiedene Stimmen werden vermischt, und es wird mit Dialekten und Sprachen, mit Schriftlichkeit und Mündlichkeit gespielt. Die Schweiz erweist sich als besonders ergiebiges Forschungsgebiet für die Analyse dieses Phänomens, da sie sich einerseits mit den Modellen und Gegenmodellen ihrer Nachbarn auseinandersetzen muss und andererseits selber stark von regionalen Eigenheiten und Mehrsprachigkeit geprägt ist. Die Beiträge dieses Bandes wurden an der Tagung «Literarische Polyphonien in der Schweiz» vom 11. bis 16. Mai 2003 auf dem Monte Verità in Ascona präsentiert. Sie loten die für die Schweiz spezifischen Formen literarischer Polyphonie aus.
Dans un contexte de tensions culturelles, linguistiques, idéologiques et identitaires, l’intégration de figures d’hétérogénéité à l’intérieur même des textes est l’une des stratégies par lesquelles la littérature peut se positionner. Il en résulte des oeuvres qui, à des degrés divers, superposent les points de vue, entremêlent diverses voix, jouent des dialectes et des langues, de l’écrit et de l’oral, bref, des oeuvres proprement polyphoniques. La Suisse, confrontée aux modèles ou contre-modèles de ses voisins et traversée par d’importants particularismes régionaux, est un terrain de recherche fécond pour étudier ce phénomène. Les contributions de ce volume furent présentées dans le cadre du colloque «Polyphonies littéraires en Suisse» du 11 au 16 mai 2003 à Monte Verità. Elles rendent compte de quelques formes spécifiques de cette polyphonie littéraire en Suisse.
Der Band enthält Beiträge von Christa Baumberger, Claire Jaquier, Daniel Maggetti, Jérôme Meizoz, Claudia-Brigitta Müller-Büchele, Arno Renken, Clà Riatsch, Béatrice Schmid, Monika Schmitz-Emans, Nathalie Vuillemin und Muriel Zeender Berset. Abgerundet wird die Publikation mit einem literarischen Essay von Giovanni Orelli zu Sprache und Kultur im Tessin.
Ein Forschungsprojekts des Schweizerischen Nationalfonds untersuchte die Mehrsprachigkeit und literarische Polyphonie in der deutschen und französischen Schweiz. Es trug den Titel: «Hybridisierungs- und Universalisierungstendenzen in der deutsch- und französischsprachigen Literatur der Schweiz des 20. Jahrhunderts – Dynamik und Struktur kultureller Austausch- und Transferprozesse». Das Projekt machte erstmals sichtbar, welche kulturellen Dimensionen und ästhetischen Möglichkeiten das literarische Spiel mit fremden Sprachelementen eröffnet. Die zunächst spezifisch schweizerische Problematik zeigte dabei ihre universellere Dimension: Im Zeitalter intensiver internationaler Austausch- und Migrationsbewegungen wird der Regelfall der schlicht «einsprachigen» Literatur allmählich abgelöst durch kulturell «hybride» literarische Mischformen, wie sie die Literatur aus der Schweiz frühzeitig und intensiv erprobt hat.
Das Projekt wurde von 2001 bis 2005 an den Universitäten Zürich, Lausanne und Neuchâtel unter der Leitung von Peter Utz, Michael Böhler, Irene Weber Henking und Claire Jaquier durchgeführt. Christa Baumberger war wissenschaftliche Mitarbeiterin und verfasste die Studie «Resonanzraum Literatur – Polyphonie bei Friedrich Glauser».