Herausgegeben von Christa Baumberger und Nina Debrunner
Limmat Verlag, Zürich 2017
«Ich tauge nicht fürs moderate Schreiben.»
Mariella Mehr
So streitbar, angriffig und zugleich sprachsensibel ist kaum eine andere Schweizer Autorin. Als Journalistin beteiligte sich Mariella Mehr massgeblich an der Aufarbeitung der Pro-Juventute-Aktion «Kinder der Landstrasse», als Jenische kämpfte sie für die Anliegen der Fahrenden und als Reporterin und Schriftstellerin beleuchtete sie vor allem die Ränder der Gesellschaft. Ihre Texte beschäftigen sich mit Gewalt in all ihren Ausprägungen. Sie zeugen von einer ganz eigenen Sprachkraft.
Der von Christa Baumberger und Nina Debrunner herausgegebene Band bietet erstmals einen Überblick über Mariella Mehrs literarisches und journalistisches Schaffen. Er versammelt unpublizierte oder verstreut erschienene Kurzprosa, publizistische Texte und Gedichte. Essays der Herausgeberinnen und Beiträge von Anna Ruchat, Fredy Lerch und Martin Zingg bieten Zugänge zum Werk. Bildergalerien von Meret Oppenheim und Walter Arnold Steffen runden den Band ab.
Die Autorin wird in all ihren Facetten sichtbar: als streitbare Publizistin ebenso wie als sensible Literatin mit einem feinen Gespür für sprachliche Zwischentöne.
Christa Baumberger hat ein mehrjähriges Projekt zu Mariella Mehr am Schweizerischen Literaturarchiv geleitet (Erschliessung, Recherche, Edition). Das Projekt wurde von der Christoph-Geiser-Stiftung finanziell unterstützt. Im Limmat Verlag kam zeitgleich mit «Widerworte» das Hauptwerk von Mariella Mehr neu heraus, die Romantrilogie «Daskind», «Brandzauber» und «Angeklagt».
Hommage an Mariella Mehr
Christa Baumberger im Gespräch mit Yael Inokai und Thomas Emmenegger
Literaturhaus Zürich, 31. Januar 2023
Video-Aufzeichnung: Youtube
Mit Mariella Mehr ist im Herbst 2022 eine der eigenwilligsten und widerständigsten Stimmen der Schweiz verstummt. Doch ihre Texte und Lebensthemen bleiben: Der Mensch im Spannungsfeld von Psychiatrie, Wissenschaft und Gesellschaft, der gewaltvolle Umgang mit Minderheiten, aber auch die Selbstermächtigung durch Literatur und das Glück, eine Sprache für das Unsagbare zu finden. Die Herausgeberin Christa Baumberger sprach mit der Autorin Yael Inokai und dem Psychiater Thomas Emmenegger über ihre Begegnungen mit dem Werk von Mariella Mehr. Yael Inokais Roman «Ein simpler Eingriff» (Hanser 2022) verhandelt vor dem Hintergrund einer psychiatrischen Klinik die Themen Entmenschlichung und Freiheitsdrang. Thomas Emmenegger antwortet als Zeitzeuge und Arzt auf «Von Mäusen und Menschen» (Limmat 2022), Mehrs Rede anlässlich der Ehrendoktorwürde im Jahr 1998, in welcher sie die Medizinwissenschaft eindringlich an ihre Verantwortung erinnert. Miriam Japp las aus Mehrs Werk.
«Zwei engagierte, wichtige Bücher in Zeiten postmoderner Beliebigkeit.»
Manfred Papst, NZZ am Sonntag
«Zeitgleich mit der Gewalttrilogie präsentieren Nina Debrunner und Christa Baumberger (…) einen Sammelband, der ein äusserst facettenreiches Bild dieser Schriftstellerin vermittelt. (…) Zu Recht lenkt die vorliegende Werkausgabe das Augenmerk nun auf die Literatin. Bis zum Alter von sechs Jahren sprach das Kind Mariella nicht – doch später, als Schriftstellerin, hat sie die Sprache ganz neu erschaffen, um das Unsagbare zu benennen und über das eigene Schicksal hinaus zu verallgemeinern.»
Tina Uhlmann, Berner Zeitung
«Die Herausgeberinnen haben feine Arbeit geleistet und einen eindrücklichen Überblick über Mariella Mehrs Werk zusammengestellt. Der Band ist mit privaten Fotografien sowie Bildern von Walter Arnold Steffen und Meret Oppenheim angereichert, die Mariella Mehr überaus schätzt.»
Beat Mazenauer, Viceversa Literatur
«Ein ganz eigenes, in seiner Metaphorik originelles wie hellsichtiges Verständnis von Literatur zeigt sich hier.»
Philipp Theisohn, Schweizer Buchjahr
«Die drei Romane unterstreichen die Wichtigkeit dieser Stimme in der Schweizer Literatur des 20. Jahrhunderts.»
Richard Butz, Kulturmagazin Saiten
«Im sorgfältig gestalteten Buch findet man Geschichten, Gedichte, Reden und Reportagen. Zahlreiche davon werden erstmals veröffentlicht; erläuternde Essays helfen bei der Einordnung. (…) Besonders lohnt sich eine Auseinandersetzung mit ihren weniger bekannten Gedichten.»
Christina Genova, St. Galler Tagblatt
«The wide range of writing makes this a book you will keep coming back to, re-reading and savouring each piece of poetry and prose.»
Ruth Martin, 12 Swiss Books, Pro Helvetia 2018
Bilder
Walter Arnold Steffen, ohne Titel, 1969
Notizbuch zum Roman «Daskind», 1993 bis 1995, SLA
Mariella Mehr, 2017 © Ayse Yavas
Hommage an Mariella Mehr. Christa Baumberger im Gespräch mit Yael Inokai und Thomas Emmenegger. Literaturhaus Zürich, 31. Januar 2023
Video-Aufzeichnung: Youtube